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Kind, zur Großmutter, und bringe ihr den Kuchen und dies Töpfchen Butter: denn Großmutter ist krank, und sie wird sich freuen, Dich bei sich zu sehen. Bleibe aber immer hübsch auf dem Wege, und gehe nicht in den Wald, da wohnt der garstige Wolf, der könnte Dich beißen.“

Rothkäppchen nahm den Kuchen und das Töpfchen, und machte sich auf den Weg zur Großmutter, die hinter dem Walde wohnte.

Als sie nun unterwegs am Walde vorbeikam, schien die Sonne recht lieblich hinein, und sie sah gar schöne Blumen darin stehen. „Ach, die muß ich mir pflücken!“ sagte Rothkäppchen, „so vorn im Walde wird wohl der böse Wolf nicht seyn.“ Da ging sie hinein und pflückte die Blumen, und weil sie nun immer schönere Blumen sah, die sie auch gern haben wollte, so gerieth sie immer tiefer in den Wald.

Da kam der Wolf an, und wollte Rothkäppchen fressen; doch getraute er es sich nicht, weil Holzhauer in der Nähe waren. Er nahm also zur List und Verstellung seine Zuflucht, und fragte Rothkäppchen recht freundlich, wo sie denn schon so früh hin wolle?

„I nun, zur Großmutter will ich,“ antwortete Rothkäppchen, „die ist krank, und kann nicht aus dem Bette; da bring’ ich ihr einen Kuchen und etwas Butter, welches ihr die Mutter schickt.“

„Wo wohnt denn Deine Großmutter?“ fragte der Wolf weiter. Und Rothkäppchen antwortete: „Die wohnt nicht mehr weit von hier, dort hinter dem Walde im grünen Hause, unter den drei Eichen, und stehen schöne Haselhecken um den Garten, da wachsen schöne Nüsse d’rauf, die schenkt mir die Großmutter alle.“

„Schön, schön,“ sagte der Wolf, „da will ich sie doch auch einmal besuchen!“ Und damit lief er quer durch den