Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 004.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Einmal aber, als die Mutter Holle gegen Mittag nach Hause kam, früher, als Gretchen sie vermuthet hatte, fand sie dieselbe mit Thränen in den Augen. Da fragte die Frau Holle, was ihr denn fehlte, und ob sie es nicht gut bei ihr hätte. Gretchen antwortete, daß sie es sich niemals besser wünschen könnte, und daß sie sich vollkommen glücklich fühlen würde, wenn sie nicht zuweilen ein zu großes Verlangen nach Hause zu ihren Aeltern hätte, daß ihr das ganze Herz in Wehmuth zerflösse.

Da sagte die Frau Holle: „Du sollst wieder zu Deinen Aeltern, mein gutes Kind! Aber es würde unbillig seyn, wenn ich Dich ohne Lohn entließe, da Du mir so treulich geholfen, und lange Zeit ehrlich und fleißig gedient hast. Komm mit mir in den Garten!“

Hier stand ein schöner Baum, dessen Blüthen waren Goldblätter, und seine Knospen Perlen. Unter diesen mußte sich Gretchen stellen, indeß die Frau Holle ihn schüttelte. Da fielen Goldblätter und Perlen auf Gretchens Kleid, daß es glänzte, wie der Himmel mit tausend Sternen. Kaum war dies geschehen, so fiel Gretchen in einen tiefen Schlaf, und als sie daraus erwachte, so war sie wieder in ihres Vaters Garten, und stand dicht neben dem Brunnen, wo sie in das Wasser gefallen war. Da sie niemanden in dem Garten sah, so ging sie nach der Gartenthüre, die nach dem Hause ihrer Aeltern führte, und trat auf den Hof. Auch hier war kein Mensch zu sehen, denn es war gerade Mittag, und sie saßen Alle bei Tische und aßen. Aber der Haushahn stand auf dem Zaun, und als der Gretchen kommen sah, erkannte er sie, schlug freudig seine Flügel zusammen, und krähete:

Kikeriki,
Unser fleißiges Gretchen ist wieder hie!

Das wiederholte er wohl drei Mal mit lautem Geschrei,