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gewarnt hatte, den ältesten Sohn des Bauern, einen sehr hübschen Menschen von ungefähr 20 Jahren in das Kinn und in die Unterlippe. Er ging, nach der gewöhnlichen Art des Pöbels, nicht zu einem vernünftigen Arzt, sondern zu einem Quacksalber in der Nähe, und bekam von demselben ein Zettelchen, auf welchem einige kauderwelsche Worte standen, welches er mit einer Brodrinde verschlucken mußte. Man warnte so wohl ihn, als seine Eltern, sie sollten sich nicht auf dieses elende und der gesunden Vernunft widersprechende Mittel verlassen, sondern wirksamere und zuverläßigere Gegenmittel gebrauchen; es half aber nichts. Der junge Mensch ging einige mahl zum braunen Bier und zu Tänzen, und erhitzte dadurch sein Geblüt noch mehr. Ungefähr 14 Tage nach dem erhaltenem Bisse spürte er ausserordentliche Trägheit in allen Gliedern, und eine unaussprechliche Angst. Er glaubte sie durch Anstrengung und Arbeit wegzubringen; allein es war zu spät. Schon am folgenden Tag trat der erste Grad der Tollheit ein. Seine Eltern wollten es zwar verhehlen, und es für eine eben zur Zeit grassirende Seuche gehalten wissen; allein der des andern Tages herbeygehohlte sehr geschickte Chirurgus

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Anonym: Macht der Vorurtheile und des Aberglaubens in: Journal von und für Franken, Band 3. Raw, Nürnberg 1791, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Macht_der_Vorurtheile_und_des_Aberglaubens.pdf/2&oldid=- (Version vom 9.10.2016)