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In der Ferne hört man, aus der Richtung von Toul her, hie und da ein dumpfes Rollen, Kanonendonner. Hier an der Seille herrscht im übrigen heute ebenfalls Waffenruhe. Am Vormittag wurde Feldgottesdienst abgehalten. Der Brigadekommandeur erzählt uns von der Frömmigkeit der Thüringer, die in seiner gemischten Brigade ebenfalls vertreten sind. Sie sind zuverlässig und tapfer im Gefecht, aber sie wollen gebetet haben. — An einem der letzten Sonntage fand der Feldgottesdienst in einer geschützten Mulde zwischen den beidseitigen Artilleriestellungen statt. Während der Predigt des Feldgeistlichen schwirrten über den Köpfen der Truppe die Granaten herüber und hinüber.

Mit großen Eindrücken fuhren wir nächtlicherweile nach Metz zurück, das Herz bewegt von dem Lied von der Heimatliebe, das der Kriegerchor in Thiaucourt gesungen, das Auge voll von den geschauten Bildern des Sonntagsfriedens im Felde.




Auf dem Schlachtfelde von Fillières

In einer Folge von mehreren Schlachten erzwang sich die im Luxemburgischen aufmarschierte fünfte deutsche Armee unter dem Oberkommando des Kronprinzen Wilhelm in den Tagen vom 22. bis 26. August die Übergänge über den Chiers und öffnete sich den Weg an die Maas. Der tief eingeschnittene Chiers, der von Longwy bis Longuyon in südwestlicher, von da an in nordwestlicher

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/77&oldid=- (Version vom 1.8.2018)