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Erlaubnis zum Vorgehen in die Infanterielinie. Wenn der Schwede geht, dann geht der Schweizer auch, denke ich bei mir und stürme, hastig die Erlaubnis erbittend, fast hätte ich gesagt erzwingend, nach. Ein deutscher Leutnant begleitet uns, damit wir nicht angerufen oder angeschossen werden. Im Laufschritt geht es mit großen Seitenabständen vor in den mehr zur Beobachtung und Sicherung denn als Gefechtsstellung schwach besetzten, engen schmalen Schützengraben, dessen Erstellung ein schweres Stück Arbeit gekostet haben muß. Denn das Erdreich ist hier nicht nur steinig, sondern steinhart, fast nagelfluhartig. Es ist ein kalter und unfreundlicher Aufenthaltsort für die Besatzung, aber wirklich an diesem Friedenssonntag ungefährlich, ganz ungefährlich. Vor uns liegt auf etwa sechshundert Meter Entfernung, mit dem Feldstecher kaum als feine Linie bemerkbar, die französische Infanteriestellung. Die beiden Schützenlinien halten vollständige Waffenruhe. Nur in der Ferne fällt hie und da ein Schuß von einer Patrouille. Wir verabschieden uns mit einem herzlichen Gruße und kehren zur Gesellschaft zurück.

Im Rückmarsche zu unseren Kraftwagen begegnen wir einer aus lauter Kriegsfreiwilligen zusammengesetzten Sanitätsabteilung mit Kriegshunden, die auf das Aufsuchen von Verwundeten namentlich im Walde abgerichtet sind. Jeder Hund trägt am Halse ein Glöckchen. Es sind überaus intelligente Tiere. In der Regel

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/72&oldid=- (Version vom 1.8.2018)