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Streifzug in den Sundgau

Geschäftliche Angelegenheiten und der Drang, einmal etwas vom wirklichen Kriegszustande zu sehen, führten mich am 18. September aus der schweizerischen Grenzstadt am Rhein in den Sundgau. Die Durchlaßbestimmungen für den Grenzverkehr sind in der letzten Zeit sehr verschärft worden. Das habe auch ich erfahren. Ausgerüstet mit einem behördlichen Passierschein, meldete ich mich an der Landesgrenze bei St. Ludwig, sicher, damit durchzukommen. Der Passierschein wird aber von dem deutschen Grenzwächter als ungenügend zurückgewiesen. Es fehlt noch die Genehmigung einer andern Amtsstelle. Also: für einmal abgeblitzt! Lehre: Unterschätze nie die Pünktlichkeit und das Pflichtgefühl eines deutschen Beamten. Also zurück in die Stadt und das Versäumte nachgeholt. Einige Stunden später versuche ich den Durchpaß nochmals. Nun geht’s. Zu Fuß erreiche ich das langgestreckte St. Ludwig. Der erste militärisch gekleidete Mensch ist ein verwundeter deutscher Infanterist in der grauen Felduniform. Er schlendert, hier und dort freundlich und achtungsvoll begrüßt von einem Bekannten, durch die Dorfstraße. Der

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)