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nicht oder entladen sich beim Aufschlag, ohne die Hülse zu zersprengen. Man findet denn auch auf den Schlachtfeldern eine große Zahl von nicht geplatzten Granaten und unversehrten Granathülsen. Die französischen Schrapnells aber entwickeln manchmal beim Platzen eine so geringe Kraft, daß ihre Kugeln kaum den Helm durchschlagen und höchstens Quetschwunden verursachen. Der deutsche Infanterist spricht denn auch nur mit einem verächtlichen Achselzucken vom französischen Schrapnell. Die Wirkung des Granatfeuers dagegen ist, wenn die Granate richtig krepiert, fürchterlich. Ein einziges gut treffendes Geschoß kann einen Verlust von über dreißig Mann an Toten und Verwundeten verursachen. Die Infanteristen in den Schützengräben aber fürchten mehr noch als die direkten Verletzungen die Wirkung der Granate gegen das tote Ziel, die Erdbefestigung: das Verschüttetwerden. Ein Füsilier, der in der Gegend von Essey-Euvezin im Feuer gestanden und nun hierher in den Garnisondienst zurückgekehrt ist, wurde in diesem Kampfe mit drei Kameraden verschüttet. Der Unterstand, der ihnen Schutz gewähren sollte, wurde von einer Granate durchschlagen, ein Mann durch einen Granatsplitter auf der Stelle getötet. Von den vier Verschütteten wurden zwei vollständig zugedeckt und waren bereits erstickt, als sie ausgegraben wurden. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. „Es waren meine zwei liebsten Kameraden in der Gruppe,“ berichtet

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/52&oldid=- (Version vom 1.8.2018)