Seite:MüllerKriegsbriefe.pdf/51

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die Verluste der Franzosen werden deutscherseits als sehr beträchtlich eingeschätzt. Zwei ganze Regimenter sollen vollständig vernichtet sein. Die deutschen Verluste sind gering und kommen fast ausschließlich auf Rechnung der französischen Artillerie, die nach dem abgeschlagenen Infanterieangriff ein wohlgezieltes und sehr heftiges Feuer auf die deutschen Stellungen eröffnete und den ganzen Tag über, teilweise auch noch an den folgenden Tagen unterhielt. Der Bois de Mort Mare, in dem die Franzosen deutsche Kräfte vermuteten, wurde mit Granaten überschüttet. Das sechs Kilometer südwestlich von Thiaucourt liegende Dorf Essey wurde großenteils in Trümmer geschossen oder ging in Flammen auf. Das in der Nähe liegende Schloß Euvezin wurde von Granaten überschüttet. Eine deutsche Kompanie, die dort lag, war zehn Minuten vor dem Beginn der Beschießung abmarschiert, um Schützengräben zu besetzen, und entging dadurch schweren Verlusten. Auch gegen Thiaucourt, das bisher wenig gelitten hatte, wie der Berichterstatter bei einer am Sonntag den 18. Oktober dorthin unternommenen Fahrt sich überzeugen konnte, richtete sich das französische Artilleriefeuer. Allgemein bestätigen deutsche Offiziere und Soldaten, auch die von der Maasfront bei St. Mihiel zurückkommenden, daß die französische Artillerie gut schießt, daß aber ihr Material schlecht ist. Von den Granaten sind ein großer Teil „Blindgänger“ oder „Ausbläser“, d. h. sie platzen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/51&oldid=- (Version vom 1.8.2018)