Seite:MüllerKriegsbriefe.pdf/34

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

schafften ihre Toten meist rückwärts über die Grenze und begruben sie in französischer Erde. Nach tapferer Gegenwehr und schweren Verlusten wichen die Deutschen der Übermacht.

Von der Belforterstraße gehen wir westwärts durch die Außenquartiere Hohlegasse, Illberg-Kolonie und Haller-Kolonie, die ihren Namen von einem Fabrikbesitzer trägt. In diesen drei Quartieren sind die Zerstörungen am ärgsten. Eine große Zahl teilweise ganz neuer, noch unbewohnter oder noch nicht ganz fertig erstellter Bauten, darunter kleine Arbeiterhäuser und größere Mietkasernen, liegen vollständig in Trümmern oder sind von zwei, drei und mehr Granatschüssen unbewohnbar gemacht. Zwischenhinein ist da und dort wieder ein Häuschen unversehrt. Die Leute sitzen — es ist Sonntag — im Gärtchen; noch haben sie die Kellerlöcher mit Sandsäcken verdeckt, um im Notfall ein sicheres Versteck zu finden. Die neue Kanonade vom letzten Donnerstag in der Gegend von Heimsbrunn, Galfingen und Bernweiler hat die Wiederkehr neuer Kämpfe in der Gegend wieder in den Bereich der Möglichkeit gerückt. Am Illberg ist ein großes Bauernhaus verbrannt, dabei sind vierzehn Stück Vieh zugrunde gegangen oder mußten abgetan werden. Das innere, östlicher gelegene Dorf hat weniger gelitten. Zwei Häuser sind durch platzende Granaten entzündet worden und abgebrannt. An der katholischen Kirche wurde der Turm beschädigt, schon steht das Baugerüst, um den Schaden auszubessern.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)