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II

Auf schnurgerader und vortrefflich unterhaltener Landstraße — Chaussee sagt man noch bei den Deutschen — gelangt ein rüstiger Wanderer in einer halben Stunde von der Napoleonsinsel, wo ich mich bei den Soldaten verweilt, nach dem Dorfe Rixheim, hinter dem sich ein sanfter Höhenrücken südwestwärts hinzieht. Vor dem Bürgermeisteramt ist noch der Aufruf des Kaisers an das deutsche Volk vom 6. August angeschlagen, dicht daneben hängt eine Bekanntmachung des Bezirkskommandos von Mülhausen vom 12. August, die jedem Hausherrn sofortiges Erschießen androht, der einen Franzosen, sei es in Uniform oder in Zivil, beherbergt, ohne Anzeige an die Behörde zu machen. Der Erlaß stammt, wie das Datum zeigt, aus den Tagen nach den ersten Gefechten bei Mülhausen vom 9. und 10. August, mit ihren Vorgängen in Burzweiler, bei Modenheim und Sausheim.

Auf einem einsamen Feldwege erreiche ich die Anhöhe und gelange bei einer einsamen Schenke auf die Straße, die von Eschenzweiler über Zimmersheim nach Mülhausen führt. Vor mir liegt nach der Karte der Schoffberg, der von einem ausgedehnten Walde gekrönt ist. Oberhalb Rixheim war schon im Gefecht vom 9./10. August die Artilleriestellung der Franzosen. Auf den Höhen zwischen Rixheim und Mülhausen lagen

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/26&oldid=- (Version vom 1.8.2018)