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Weiler. Dem steilen Hange einer tiefeingeschnittenen Waldschlucht entlang führt in vielen Schlingen ein gutes Fahrsträßchen hinauf. In dem Dörfchen liegt eine deutsche Schneeschuh-Truppe mit ihrem Kommando. Größere und kleinere Schneeschuhabteilungen sind jetzt, je nach Bedarf, auf alle Gebirgsabschnitte der deutschen Westfront verteilt. Kleinere Abteilungen von Schneeschuhläufern werden ablösungsweise auf die Vogesenkämme und darüber hinaus vorgeschoben, von wo sie als Aufklärungspatrouillen ins französische Operationsgebiet hinüberstreifen, oder wo sie zum Sicherungsdienst in den deutschen Stellungen verwendet werden. Die Haupttrupps sind, einige Kilometer hinter den Gefechtsstellungen, in Weilern und Gehöften untergebracht. Sie bilden gewissermaßen kleine vorgeschobene Garnisonen, die ihrer weiteren soldatischen und schneeschuhtechnischen Ausbildung obliegen, und in der Gefechtsfront zugleich als Bereitschafts- und Unterstützungstruppe der vorgeschobenen Aufklärungs- und Sicherungsabteilungen dienen.

In dieses abgelegene Hochtälchen bin ich heute mit Generalleutnant ... und den Offizieren seines Stabes hinaufgefahren. Der Kommandeur will den Ausbildungsstand der im erwähnten Weiler untergebrachten Schneeschuhabteilung besichtigen, und Ihr Berichterstatter hat den seltenen Vorzug, ihn auf seiner Fahrt begleiten zu dürfen. Bei hellem Sonnenschein geht es durch

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/241&oldid=- (Version vom 1.8.2018)