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den Wäldern ein sehr lebhaftes Feuer gegen Ober-Burnhaupt, das sie den ganzen Tag über fortsetzten. Bei Einbruch der Nacht wurde das Feuer besonders heftig, namentlich der westliche Teil von Ober-Burnhaupt und die davorliegenden Schützengräben wurden unter Feuer genommen. Die französische Artillerie verfuhr in diesem Kampfe in sehr geschickter Weise. Die Batterien waren zugweise, mit je zwei Geschützen, auseinander gezogen. Öfters wurde das Feuer in einer Stellung unterbrochen und von einer anderen aufgenommen, so daß das Einschießen der deutschen Artillerie sehr erschwert wurde. Im Laufe des Nachmittags gingen mehrere französische Kompanien von den Sulzbacher Höhen gegen und durch den Eichwald vor und besetzten die Vorstellung. Besonders stark wurde der Bahnhof Burnhaupt gegenüber Exbrücke besetzt. In den Schützengräben vor Ober-Burnhaupt lag zu der Zeit eine einzige deutsche Kompanie. Gegen Abend, bei Einbruch der Dunkelheit, rückten die Franzosen mit starken Kräften gegen Ober-Burnhaupt vor und drückten die deutsche Stellung in der Mitte ein. Es herrschte ein orkanartiger Sturm, und ein heftiger Platzregen ging nieder, so daß es den Franzosen möglich war, zwei deutsche Schützengräben zu nehmen, bevor die Horchposten das Vorrücken gemeldet hatten. Ihre Besatzung wurde zum Teil gefangen oder erschossen. Nur ein Unteroffizier mit zwölf Mann blieb zurück und schloß sich in einem Unterstand

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/233&oldid=- (Version vom 1.8.2018)