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in Strömen war der Regen geflossen. Und immer noch heulte bei Tagesanbruch der Wind und peitschte die Regenschauer an die Wände des Kraftwagens, der mich auf das Gefechtsfeld von Ober-Burnhaupt führte, wo am 7. Januar ein mit stark überlegenen Kräften angesetzter und kraftvoll begonnener Vorstoß der Franzosen von den Deutschen zum Stehen gebracht und am 8. Januar nach Heranziehung von Verstärkungen im Gegenangriff wuchtig abgeschlagen worden ist.

Die Fahrt ging über Dornach, Niedermorschweiler und Heimsbrunn, Kampfgebiet des Franzoseneinfalls in den Augusttagen letzten Jahres. In Dornach, dessen Westfront damals von den Franzosen in Trümmer geschossen wurde, sind schon manche Spuren der Verwüstung wieder ausgebessert. Die Massengräber, die ich hier Ende September besucht habe, sind wohlgepflegt und reich geschmückt mit Kränzen. Vorüber. Nieder-Morschweiler und Heimsbrunn sind angefüllt mit deutschen Truppen. Die Leute sind über und über vom Kot bespritzt, das Feldgrau verschwindet im Gelb des schmutzigen Lettebodens. In der wasserreichen, von vielen kleinen Bächen durchschnittenen Gegend zwischen Heimsbrunn und Nieder-Burnhaupt ist die Straße streckenweise unter Wasser gesetzt. Hoch spritzt der Gischt am durchfahrenden Kraftwagen auf. Weithin glänzen die Wasserflächen der über die Ufer getretenen Doller, die Wiesen und Äcker unter Wasser gesetzt hat.

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/230&oldid=- (Version vom 1.8.2018)