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Schützengraben hereingeholt wurde. Immer rief er von Zeit zu Zeit: Cherchez-moi! J'ai soif! oder ähnliches. Immer wartete er vergeblich, daß seine Kameraden ihn holen würden. Von Mitleid ergriffen, wagten sich etliche deutsche Soldaten auf die Gefahr hin, von der französischen Schützenlinie beschossen zu werden, aus ihrem Graben heraus, hielten ein weißes Tuch hoch und brachten den Verwundeten, während die Franzosen das Feuer einstellten, in Sicherheit.

Schwierig gestalten sich für die Franzosen in diesem Gelände die rückwärtigen Verbindungen und damit die Verpflegungsverhältnisse. Das Wesserlingertal bietet keine großen Hilfsquellen mehr, und der Transport der Lebensmittel über die Vogesenpässe erfordert einen starken Verbrauch an Kräften und Zeit. Insbesondere ist es mit der Verpflegung der kleineren detachierten Abteilungen im Gebirge schlimm bestellt. Aber auch die zwischen Thann und Sennheim stehenden französischen Truppenteile scheinen unter Verpflegungsmangel zu leiden. Wenigstens sahen die bei Sennheim gefangenen Franzosen abgemagert aus und klagten über Hunger.

Die Franzosen, die bei der Zerstörung von Steinbach, das jetzt von beiden Kampfparteien geräumt ist, wie auch im Gefechte vom 7. Januar eine ungeheure Zahl von Granaten und Schrapnells verfeuerten, scheinen in den folgenden Tagen an Munitionsmangel gelitten zu haben. Es trat eine längere Feuerpause ein, die vielleicht auch

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/225&oldid=- (Version vom 1.8.2018)