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hinter der Zone des französischen Artilleriefernfeuers herumführt, nach dem ansehnlichen Dorfe Wittelsheim. Der gerade nächste Weg dahin muß, weil der Sicht und Beschießung aus den französischen Artilleriestellungen bei Alt-Thann ausgesetzt, vermieden werden. Während der Hinfahrt steht an einer Kreuzstraße ein in Reserve zurückgehaltenes deutsches Bataillon zur Besichtigung bereit, stramm stehen die Leute, in prächtiger sauberer Haltung, wie zur Parade. In Wittelsheim sind die Spuren der letzten Kämpfe unbeträchtlich. Zwar haben die Franzosen auch hierher wiederholt ihre Granatgrüße hereingeschickt, doch ohne bedeutenden Schaden anzurichten. Bloß einige Häuser sind beschädigt. Die von Wittelsheim in westlicher Richtung nach Sennheim und Thann führende Kunststraße ist auf ihrer ganzen Länge von den französischen Stellungen eingesehen und beherrscht und bietet ein so leicht zu fassendes Ziel, daß nicht nur die auf ihr vorgehenden Truppenkolonnen, sondern selbst kleinere Gruppen und einzelne Wagen unter Feuer genommen würden. Nur des Nachts darf die Straße mit Fuhrwerken ohne Licht befahren werden. Die fünf Kilometer lange Strecke wird daher zu Fuß zurückgelegt. Rechts und links der Straße ist das tiefliegende Gelände auf weite Strecken vom Hoch- und Grundwasser der angeschwollenen Thur überschwemmt, die bei Thann aus dem Wesserlinger Tale heraustritt.

Von dem sonst so freundlichen, jetzt verödeten Städtchen Sennheim aus lassen sich der Schauplatz

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/219&oldid=- (Version vom 1.8.2018)