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und versicherte mir, daß er in wenigen Tagen ein solches eröffnen werde. Vorläufig hat er so viele Wannenbäder errichtet, daß jeder Mann des gesamten Heereskörpers mindestens alle vierzehn Tage sein Vollbad nehmen kann. Auch für Schwitzbäder ist gesorgt. Bei einem so hohen Stand der Körperkultur und der Gesundheitspflege wird es verständlich, daß trotz der elenden Witterung der letzten Wochen, trotz Vorpostendienst und anstrengenden Pionierarbeiten im nassen Lehmboden der Gesundheitszustand der Truppe geradezu ausgezeichnet ist, besser sogar als in der Garnison. Tatsächlich bleibt der Krankenstand hinter dem des Garnisondienstes zurück. Die deutsche Militärsanität darf mit Fug und Recht die Anerkennung beanspruchen, daß sie, nicht nur durch ihre aufopfernde Hingebung in der Verwundeten- und Krankenpflege, auf den Verbandplätzen und in den Kriegslazaretten, sondern auch durch ihre Krankheiten vorbeugende Fürsorge und ihre rege Tätigkeit an der Front zu den Erfolgen des deutschen Heeres nicht unwesentlich beigetragen hat.

Die Abstinenz findet im Felde keinen guten Boden und wird von den Militärärzten, soviel mir bekannt geworden, eher verpönt als empfohlen. Zweckmäßigerweise war während der Zeit der Mobilmachung die Verabreichung geistiger Getränke auf den Bahnhöfen strenge verboten. Im Felde dagegen, zumal zur Winterszeit und ganz besonders im Stellungskriege wird ein mäßiger Alkoholgenuß von den Militärärzten als gesundheitfördernd

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/216&oldid=- (Version vom 1.8.2018)