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völlig Erblindeter, liegt halb in sitzender Stellung auf seinem Bette. In seiner linken Hand hält er die Tafel mit dem Blinden-Alphabet, das er nun erlernen will. Der Zeigefinger der Rechten liegt auf einem Buchstaben. So ist er eingeschlafen. Ein ergreifendes Bild. Einem dritten hat eine Granate ein Auge vernichtet, den einen Oberarm und den einen Unterschenkel zerschmettert.

Genug der grausigen Bilder. Zum Schlusse sei noch betont, daß die französischen Verwundeten überall in Pflege und Beköstigung gleich behandelt werden wie die Deutschen.




Drei Tage in den deutschen Stellungen
I

Sie sehen, alles, was wir auf der Kriegsakademie gelernt haben, müssen wir in diesem Kriege umlernen. Wir hatten uns den Feldzug als frischen und fröhlichen Bewegungskrieg wie im Jahre 1870 gedacht, und nun liegen wir schon seit drei Monaten, eingebuddelt bis an die Ohren, in der Erde und graben, graben und bauen, bauen noch immer zu. Unsere Infanterie ist zur Pioniertruppe ausgebildet worden. Und zum Schützengrabenkrieg haben wir Flachländer sogar auch noch den Gebirgskrieg erlernen müssen. Mit diesen Worten ungefähr schloß Herr General v. T..., in dessen Operationsgebiet ich mit dem Berichterstatter eines großen deutschen Blattes während drei Tagen verweilte, eine längere Erläuterung

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/188&oldid=- (Version vom 1.8.2018)