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steht, werden auch Lichtbildervorstellungen veranstaltet. Die Beköstigung der Verwundeten ist, wie ich mich in der Küche überzeugen konnte, reichlich und vorzüglich.

Der Geist des menschenfreundlichen, mit Leib und Seele seiner Sache dienenden ergrauten Chefarztes ist auf das ganze Pflegepersonal übergegangen, vom Unterarzt bis zum letzten Wärter hinab. In die Verwundetenpflege teilen sich katholische Ordensschwestern, protestantische Krankenschwestern mit Rotkreuzschwestern und freiwilligen Krankenpflegerinnen. Als solche haben sich zahlreiche Damen der bürgerlichen Gesellschaft zur Verfügung gestellt. Alle widmen sich mit großer Liebe ihrer Aufgabe. Der Chefarzt ist des Lobes voll über die Ausdauer der Ärzte, des gesamten Pflegepersonals, aber auch über die Anhänglichkeit und Dankbarkeit der Verwundeten, von denen zahlreiche Dankschreiben aus der Heimat oder aus Erholungslazaretten einlangen. Mit wahrer Begeisterung spricht der Chefarzt nicht nur von der Dankbarkeit und dem guten Betragen, sondern auch von der Geduld und der Widerstandskraft der Verwundeten beim Ertragen der Schmerzen. Es sind herrliche Leute, erklärt er mir.

Solchen freundlichen Bildern stehen aber zahlreich genug die Bilder des Elends gegenüber. Von den Schwerverwundeten werden so manche nur als Krüppel in die Heimat wiederkehren, andere werden auf lange Zeit geschwächt und in ihrer Gesundheit gefährdet sein. Da liegt einer

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/186&oldid=- (Version vom 1.8.2018)