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Schützengräben stattgefunden, und unlängst wurde aus der französischen Front herübergerufen: Deutsche Soldaten, ergeben Sie sick, die Russen sind in Berlin. Gute Be’andlung zugesickert. Da kamen sie aber an die Rechten. Das deutsche Kraftwort, das hinüberschallte, läßt sich nicht wiedergeben. Ähnliche Aufforderungen werden von verschiedenen Stellen der Schlachtfront berichtet.

Lange hatten wir im vordersten Schützengraben geweilt und uns mit den Soldaten unterhalten. Die Dämmerung naht, es muß Abschied genommen sein. Im Schützengraben zu übernachten, dazu fehlt mir die Vollmacht. Im Abstieg haben wir Gelegenheit, zu beobachten, wie eifrig an der Verbesserung aller Werke gearbeitet wird. Eine Treppe von zweihundertundneunzig Stufen ist angelegt. Eben steigen einige Mann keuchend herauf und tragen in die Schützengräben die heißdampfende, wohlriechende Abendsuppe. Weiße Wandstreifen dienen als Wegweiser in der Dunkelheit. An einer Stelle ist eine Schneise in den Wald gehauen und das Trassee für eine Seilbahn abgesteckt, die in den nächsten Tagen in Angriff genommen werden soll.

Ungefähr in Zweidrittels-Höhe des Berges führt ein von den deutschen Pionieren verbesserter Waldweg ziemlich horizontal dem Hang entlang. Eine Tafel bezeichnet ihn als Pionier-Allee. Zu beiden Seiten dieser Allee sind wieder die bekannten bewohnten Unterstände, Offizierswohnungen und Mannschaftsräume, von denen

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/173&oldid=- (Version vom 1.8.2018)