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Die Landstraßen ausgefahren. Die Räder der langen Fuhrwerkkolonnen, die uns auf unserer Fahrt begegnen, oder die wir überholen, sinken tief über die Radreifen, die Pferde bis über die Fesseln in den Schlamm ein. Roß und Reiter, Mann und Fuhrwerk sind über und über, vom Kopf bis zum Fuße bespritzt mit der gelben Brühe. Marschkolonnen und Reiter, die seitwärts der Straße auf dem Felde gehen, sind nicht besser dran. Schwer hängt sich die klebrige Erde an Schuhe und Hufe. Hüben und drüben bewirken solche Witterungs- und Geländeverhältnisse einen erhöhten Kräfteverbrauch, mit dem die Kriegführung rechnen muß. Maßnahmen zur Verbesserung der Straßen sind denn auch schon im Gange. Auf einzelnen Strecken sind Soldaten und bürgerliche Arbeiter mit der Herstellung eines neuen Straßenbelags beschäftigt, an einer Stelle ist sogar eine Dampfstraßenwalze in Tätigkeit.

Vor Thiaucourt begegneten wir einer Kolonne französischer Gefangener, die, von Ulanen eskortiert, nach Metz marschierten, um von da in ein Gefangenenlager im Landesinnern abtransportiert zu werden. Es war der Rest der unverwundeten Gefangenen, die sich in dem Gefecht bei Flirey vom Samstag 12. Dezember ergeben hatten. Sie machten im allgemeinen einen günstigen Eindruck, ihre Haltung entsprach der im Kampfe bewiesenen, von den deutschen Offizieren anerkannten Tapferkeit. Die in diesem Gefechte

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/138&oldid=- (Version vom 1.8.2018)