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Die kleineren und größeren Erdtrichter in der Stellung und die herumliegenden Granat- und Schrapnellstücke sind anschauliche Zeugen der letzten Beschießung durch die schwere und leichte französische Feldartillerie. Ein besonders schön erhaltener, glatt abgesprengter Schrapnellboden, den mir Herr General F. zum Andenken überreichte, wird von mir als bleibendes Erinnerungszeichen an die heutige lehrreiche Besichtigungsfahrt zu den deutschen Vorposten in Ehren gehalten werden.




Die Gefechte um Flirey

Wie anders ist es in der Landschaft westlich der Moselstrecke Novéant-Pont-à-Mousson geworden seit jenem friedlichen Oktobersonntag, an dem der Sängerchor eines deutschen Ersatzbataillons in der Kirche von Thiaucourt, im Tale des Rupt de Mad, seine Heimatlieder sang und mitten im Kriege für ein Viertelstündchen das Bild des Friedens vorzauberte ! Statt im bunten Farbenspiele des Herbstes erscheint heute die Natur im dunkeln Trauergewande des schneelosen Winters. Durch die schwarzen, laublosen Wälder heult der Wind, und auf die verwahrlosten, unbestellten Felder, auf denen Hafer und Gerste der letzten Ernte noch faulend liegen, träufelt ein trübseliger Regen, der nun schon tagelang anhält und das Land in einen Morast verwandelt. Überall schimmern Wasserstreifen auf den überschwemmten Wiesen. Ein erbärmliches Wetter zum Kriegführen.

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/137&oldid=- (Version vom 1.8.2018)