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In dem friedlichen Getriebe des lebhaft pulsierenden Straßen- und Geschäftsverkehrs taucht da und dort ein verwundeter oder ein mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichneter Krieger auf und ruft das Bewußtsein wieder wach, daß Kriegszeit ist. Und der Kanonendonner, der, bald schwächer, bald stärker, bald wie ein fernes Gewitterrollen, bald als dumpfes heftiges Dröhnen der Batteriesalven, aus denen die Schläge der einzelnen Geschütze deutlich vernehmbar sind, von Süden und Westen herüberdröhnt, mahnt daran, daß in der Entfernung von wenigen Stunden fast fortwährend Kampf und Verderben ihre blutige Ernte halten. Von erhöhtem Standorte in der Umgebung der Stadt aus ist mit dem bewaffneten Auge in der Dämmerung bisweilen in der Richtung von Pont à Mousson sogar das Aufblitzen der Geschütze sichtbar.

Die Festung und Garnisonstadt Metz erfüllt ihre Aufgabe als Grenzwehr nicht allein durch die Stärke und Ausdehnung ihrer Befestigungen und deren Bestückung und durch ihre starke Besatzung, sondern auch als Ein- und Ausgangstor für die deutsche Schlachtfront an der Maas. Täglich gehen hier auf den Straßen und Schienenwegen Nachschübe und Rückschübe aus und ein: Munitions- und Proviantkolonnen, lange Züge von bespannten Räderfuhrwerken, die leer ein- und hochbeladen wieder ausfahren, Sanitäts-Eisenbahnzüge, Motorkraftwagen aller Art, schwere Lasten in das Operationsgebiet befördernd. Täglich

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/105&oldid=- (Version vom 1.8.2018)