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sowie der Eifer, mit welchem der Zauberer seiner Beschäftigung oblag, ließ ihn den Eintritt Immos überhören.

Mit gezücktem Schwert stand Immo hinter ihm, gewandt den richtigen Augenblick benutzend, als der Zauber sich über sein Werk beugte.

Die scharfe Klinge des Zauberschwertes sauste, mit gewaltiger Kraft geführt, auf den Höcker hinab, daß dieser zu Boden rollte.

So wuchtig war der Hieb geführt worden, daß das Schwert noch tief in den Kopf des Zauberers drang, diesen mitten durchspaltend, was dem Zauberer das Leben kostete.

Dieses erste Werk war vollbracht; doch nun folgte das schwerere: der Weg in den Turm.

Springmännchen hüpfte voran, durch weite Säle und Gänge, die alle hell erleuchtet waren.

Endlich standen sie vor einer schweren eichenen Tür, deren mächtige Bohlen zeigten, daß sie den Ausgang bilden mußten. Immo öffnete die rostigen Riegel mit Mühe. Nun lag die lange Zugbrücke vor ihm. Springmännchen hüpfte wieder und raunte dann:

„Prinz, dem Greifen wild
Jetzt dein Kämpfen gilt;
Zück’ mit Mut dein Schwert,
Denn der Preis ist’s wert.
Trenn’ die Flügel schnell,
Seiner Kräfte Quell.
Dann die Mähne glatt,
Das macht Greif wohl matt.
Dann flugs, ohne Grau’n,
In den Rachen; traun,
Eh’ noch weicht die Nacht,
Ist das Werk vollbracht.“

Empfohlene Zitierweise:
Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_101.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)