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Nach diesen Worten hüpfte es behende weiter, sich immer nach Immo umblickend, ob dieser auch folge, indessen das Klingen der Glöcklein immer lauter wurde.

Jetzt stand Springmännchen vor einem hohen Baume still, und nun sah Immo, emporblickend, wie in seinen Zweigen unendlich viele große und kleine Glasglöcklein hingen, die sanft leuchtend die wundervollen Klänge hervorbrachten. Hier machte der Kleine halt, während Immo keinen Blick von ihm verwandte. Sonderbar erschien ihm Springmännchens Gebahren. Der tanzte erst dreimal um den Baum herum und sprang dann mit kühnem Satz in den untersten Zweig, ein Reislein von diesem pflückend. Danach klomm er behende von Ast zu Ast und berührte jedes Glöcklein mit dem Reis. Als dies geschehen war, rief er, noch droben sitzend, in gedämpftem, doch Immo noch verständlichem Tone, während er allerlei geheimnisvolle Zeichen und Bewegungen gegen die Glöcklein machte:

„Glöcklein, dürft nicht klingen,
Soll das Werk gelingen! –
Wind, ach lieber Wind,
Geh’ zur Ruh’ geschwind;
Schlüpf’ dort in die Hecke,
Daß den Greif nichts wecke,
Daß kein Glöcklein klinge,
Und das Werk gelinge.“

Sofort verstummte ein Glöcklein nach dem andern, und ein kühler Windhauch streifte an Immo vorbei, der Hecke zu. Dann sprang das Männlein zur Erde, dem Prinzen durch Zeichen bedeutend, am Baume auf ihn zu warten. Immo sah ihn davonhüpfen; er schien sich dem Turm zu nähern, der in nächtliche Schatten gehüllt unheimlich emporragte. Doch gleich war Springmännlein zurück. Mit der üblichen Vorbereitung flüsterte der Kleine:

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Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_099.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)