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„Immo, höre mich:
Schwert ist nur für dich,
Weil du’s brauchest mit Bedacht.
Tollkühn ist nicht gut –
Hilft dann auch kein Mut;
Tu’ dein Rettungswerk zur Nacht.“

„Soll ich nun tatenlos hier wie ein altes Weib hocken und von meinem Bruder für feige gehalten werden? O, liebes, gutes Springmännchen, rate mir doch, wie ich das Werk beginnen und durchführen soll.“

Springmännchen hüpfte wiederum und ließ sich nochmals also vernehmen:

„Halte bis zur Nacht
Mit Geduld hier Wacht;
Dann zur rechten Stunde
Bringt dir Springmann Kunde.
Glaub’, was Springmann spricht;
Immo, zweifle nicht!“ –

Noch drei Sprünge, und Springmännlein war verschwunden.

Immo sprach mit bewegter Stimme den vorgeschriebenen Dank:

„Springmann, Dank, für deinen Rat;
Will ihm folgen früh und spat!“

Nachdenklich steckte Immo wieder die Wurzel zu sich, indessen sein Herz traurig war. Und doch mußte er tun, wie das Männchen ihm geraten hatte.

Voll Angst um seinen Bruder spähte er durch die Bäume, doch von Balduin war keine Spur mehr zu entdecken. Er war augenscheinlich ohne Ueberlegung, und trotz aller Warnung, sich auf seinen Mut und sein gutes Schwert verlassend, in das Zauberschloß gedrungen.

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Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_093.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)