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Rot, wohin sie blickte! Lauter Erdbeeren, und riesengroß, wie sie noch keine gesehen.

„O, lieber Erdbeerkönig,“ jubelte Magdalies, „wie herrlich sind diese Beeren! Und noch herrlicher ist es, daß ich sie pflücken darf. Aber wie geht das zu, daß sie so wunderbar gedeihen konnten?“

Der Kleine machte eine geheimnisvolle Bewegung, deutete auf die Beeren und erklärte:

„Erweckt in Frühlings Wonnezeit,
Erblüht in lieblich weißem Kleid;
Im Sonnenschein, im Tau der Nacht
Gereift, gefärbt, gepflegt, bewacht
Von mir und von den Erdbeerelfen,
Die mir, dem Erdbeerkönig, helfen.“

„O, wie gut ist das von dir, du lieber Erdbeerkönig, und was wird die Bäurin sagen, wenn ich heim komme.“

Das Männlein rief mit Eifer:

„Du selbst mußt sie dem König geben,
Dann rettest du sogleich sein Leben.“

Magdalies pflückte nun mit Eifer, wobei sie aber dem guten Erdbeerkönig nicht verhehlte, daß die Bäuerin selbst die Ehre, die Beeren abzuliefern, in Anspruch nehmen würde.

Doch der Erdbeerkönig erwiderte:

„Wer sich tausendmal gebückt,
Diese Beeren hat gepflückt,
Soll durch sie auch sein beglückt.“

Magdalies schien es, als ob jede Beere, die sie pflückte, noch schöner sei als die vorige.

Nicht lange währte es, so hatte sie ihren Korb bis oben voll, was ihr kaum in der besten Erntezeit gelungen war. Unschlüssig

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Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_036.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)