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in der Mitte. Ein erdbeerrotes Mäntelchen umhüllte die kleine Gestalt, die mit possierlicher Würde auf das Mädchen zugeschritten kam, das vor Erstaunen über die wundersame Erscheinung wie gebannt auf diese schaute.

Nun stand das Männlein dicht vor ihr, sie aus kleinen, hellen Aeuglein freundlich anblickend, dann ließ es sich also vernehmen:

„Mägdlein, künde gleich es mir,
Was dich führt in mein Revier?
Sage mir’s nur ohne Scheu,
Was hier dein Begehren sei.“

Einen Augenblick zögerte Magdalies noch; dann faßte sie sich ein Herz und fragte: „Wer bist du denn, du kleines freundliches Wesen?“

Das Männlein heftete einen noch freundlicheren Blick auf die Jungfrau, indem es antwortete:

„Du kennst mich nicht?
Das kann schon sein;
Doch kenn’ ich dich,
Mein Mägdelein.
Ob Sommerzeit
Es war, ob kalt –
Ich sah dich, Maid,
Allhier im Wald.
Doch kamst du nicht,
Um hier zu ruh’n.
Ich kleiner Wicht
Sah all’ dein Tun.“

Bei diesen Worten faßte Magdalies sich ein Herz und erzählte dem Kleinen, was sie heut’ an diese entlegene Stelle geführt habe.

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Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_034.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)