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da sie wußte, daß es ihn erfreute, und weil sie dann nach und nach vermochte, ihm, wenn auch noch mühsam sprechend, etwas von ihrem früheren Leben zu erzählen.

Sie vertraute ihrem Gemahl dann an, daß ihre Mutter eine Königin wäre, ihr Vater gestorben, und daß ihre Heimat voll Sonne sei und der Himmel tiefblau erscheine.

Der König merkte aber bald, wie Feridah, – so hieß seine Gemahlin, – nach solchen Berichten stets traurig ward, obwohl sie es vor ihrem Gemahl zu verbergen suchte. Ja, er bemerkte mit Sorge, wie ein stiller Gram an ihrem Leben zehrte. Sie ward bleicher und bleicher, bis sie eines Tages fiebernd auf ihrem Lager ruhte.

Der König rief die geschicktesten Aerzte an daß Krankenbett, daß sie die Krankheitsursache ergründen möchten, doch sie fanden nicht, was der Königin fehlte.

In der Hoffnung, sie zu erfreuen, ließ er ihre Laute bringen.

Doch kaum erblickte Feridah das Instrument, als sie unruhig ward. Das Fieber steigerte sich, und ihre Lippen bewegten sich unaufhörlich. Endlich ward ihr Flüstern vernehmlich, es war, als habe das Fieber ihre Zunge gelöst. Aengstlich lauschte König Ringolf auf ihre Worte:

„Wo die grünen Palmen fächeln,
Bunte Blumen ringsum lächeln,
Wo Granaten dunkel glühen,
Oleander, Myrten blühen,
Und des Schlosses Hallen schimmern,
Blaue Meereswellen flimmern:
Dorthin, zu der Mutter Haus –
Ziehe Sehnsucht nun hinaus.“

Als der Lauschende das vernahm, ward er sehr betrübt, denn er wußte nun, daß seine Gemahlin Heimweh hatte. Vielleicht war es gar die Ursache ihrer Krankheit, und er wußte nicht einmal,

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Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_008.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)