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mich hieher zurück. Sie sind allein? Wo sind Ihre beyden Freundinnen?

Len. Ich weiß es nicht.

Rose. Sollt’ ich so unglücklich seyn, daß sie vor mir flöhen?

Len. Davon haben sie nichts gesagt.

Rose. Aber Sie, schöne Lenore, Sie scheinen so bewegt?

Len. Ach! lassen Sie mich zufrieden. Ich habe mich geärgert, so geärgert – Sie sind Schuld, daß wir uns gezankt haben.

Rose. Wär es möglich! die unzertrennlichen Freundinnen? Die Verfasserinnen jenes allerliebsten Briefes? Darf man fragen warum?

Len. Mamsell Wilhelmine –

Rose. Unmöglich kann sie Schuld daran seyn. Ihre lebhafte Physiognomie, ihre Grazie, die süße Unschuld, der kein Herz widersteht –

Len. Es ist ja nur ein Kind.

Rose. Aber ein sehr liebenswürdiges Kind.

Len. (bey Seite.) Er ist rasend in sie verliebt.

Rose. Natalie hingegen sieht so gut aus, ist ein Engel von Sanftmuth.

Len. (gleichgültig) Ja, es ist ein recht gutes Mädchen!

Rose. Es wird nicht schwer halten, Sie wieder zu versöhnen. Sind wir nur erst auf dem Wege nach Konstantinopel –

Len. Auf mich, Herr Ambassadeur, dürfen Sie bey dieser Reise nicht zählen.