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wolt er das gesetz auff heben durch den glawben, Neyn (spricht er) wyr richten das gesetz an durch den glawben, das ist, wyr erfullens durch den glawben.

¶ Sunde heyst ynn der schrifft nicht alleyne das euserliche werck am leybe, sondern alle das gescheffte, das sich mit reget vnd wegt zu dem euserlichen werck, nemlich des hertzen grund mit allen krefften, also, das das wortlin, Thun, soll heyssen, wenn der mensch gantz dahyn fellt vnd feret ynn die sunde, denn es geschicht auch keyn euserlich werck der sund, der mensch fare denn gantz mit leyb vnd seele hynan, Vnd sunderlich sihet die schrifft yns hertz vnd auff die wurtzel vnd hewbt quell, aller sunde, wilchs ist, der vnglaube, ym grund des hertzen, Alßo das, wie der glawbe alleyn rechtfertiget, den geyst vnd lust bringt zu gutten euserlichen wercken, Also sundiget alleyne der vnglawbe, vnd [8] bringet das fleysch auff vnd lust zu boßen euserlichen wercken, wie Adam vnd Heua geschach ym paradis Gen. 3.

Da her Christus alleyne den vnglauben sund nennet, da er spricht Johan. 16 der geyst wirt die welt straffen vmb die sund, das sie nicht glewben an mich, darumb auch, ehe denn gutte odder bose werck geschehen, als die gutten oder bosen fruchte, mus zuuor ym hertzen da seyn, glawbe odder vnglawb, als die wurtzel, safft vnd heubt krafft aller sunde, wilchs ynn der schrifft auch darumb des schlangen kopff vnd allten trachen hewbt heyst, den des weybs samen Christus, zutretten mus, wie Adam versprochen wart.

¶ Gnade vnd gabe sind des vnterscheyds, das gnade eygentlich heyst, Gottis hulde odder gunst, die er zu vns tregt bey sich selbs, aus wilcher er geneygt wirt, Christum, den geyst mit seynen gaben ynn vns zu gissen, wie das aus dem funfften Capitel klar wirt, da er spricht, gnad vnd gabe ynn Christo etce. Ob nu wol die gaben vnd der geyst ynn vns teglich zu nehmen vnd noch nicht volkomen sind, das also noch bose luste vnd sund ynn vns vberbleyben, wilche wider den geyst streytten, wie er sagt am[1] .7. Gala. 5 vnd wie Gen. 3. versprochen ist der hadder zwisschen des weybs samen vnd der schlangen samen, So thut doch die gnade so viel, das wyr gantz vnd fur voll rechtfertig fur Gott gerechnet werden, denn seyne gnade teylet vnd stucket sich nicht, wie die gaben thun, sondern nympt vns gantz vnd gar auff ynn die hulde, vmb Christus vnsers fursprechers vnd mittelers willen, vnd vmb das ynn vns die gaben angefangen sind.

Also verstehistu denn das siebend Capitel, da sich Sanct Paulus noch eyn sunder schillt, vnd doch ym achten spricht, es sey nichts verdamlichs an denen, die ynn Christo sind, der vnuollkomenen gaben vnd geysts halben, Vmb des vngetodten fleyschs willen sind wyr noch sunder, Aber weyl wyr an Christo glewben, vnd des geystis anfang haben, ist vns Gott so gunstig vnd genedig, das er solch sund nicht achten, noch richten will, sondern nach dem glawben ynn[2] Christo mit vns faren, bis die sund todtet werde.

Empfohlene Zitierweise:
Martin Luther: Das Newe Testament Deutzsch. [Melchior Lotther d. J. für Christian Döring und Lukas Cranach d. Ä.], Wittenberg 1522, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luther_Das_Newe_Testament_Deutzsch_231.jpg&oldid=- (Version vom 14.10.2016)
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