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Wißmarschen und Rostockischen nicht. Ihre Hauptleute aber waren Claus Störtebeker, Gödke Michaelsen und Wichman Wichelt; verwegene Buben, die man nicht ergriff in 10 Jahren.

Nun fielen etliche von ihnen ein großes Stralsundisches Schiff an und wollten es mit Gewalt nehmen, wiewohl sie hörten und sahen, daß es nicht Dänen sondern Deutsche wären. Aber die von Stralsund wehrten sich, und wurden den Vitallienbrüdern über, und kriegten ihrer etliche hundert gefangen. Da nun so viele Ketten, Stöcke und Helden nicht vorhanden waren, daß man die Schelme alle schließen konnte; ihnen auch kein Glaube zu stellen war, daß sie nicht vielleicht bei nachtschlafender Zeit zu würgen anfingen: so bedachte man eine neue Weise, die man von ihnen selbst gelernt. Man nahm Tonnen, deren das Schiff viele geladen, und schlug in den einen Boden ein Loch so groß, daß ein Hals darin verschlossen werden konnte, steckte dann in jede derselben einen von der saubern Brüderschaft, so daß der Kopf draußen blieb, machte die Tonnen fest zu und stapelte sie auf einander. Man ließ sie auch so lange darin, bis sie gerichtet wurden, und hieb ihnen dann die Köpfe weg.

Der Störtebeker hatte auch einen steinernen Thurm bei Häven nicht weit vom Himmelsdorfer See gebaut; da lauerte er den Lübschen Schiffen auf und hatte bei Nacht eine Leuchte, wie die Travemünder Leuchte, und

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/168&oldid=- (Version vom 1.8.2018)