Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2 | |
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Brigitte (atemlos aus der Mitte). Hochwürdiger Herr! Herr Pfarrer!
Hell. Brigitte? Was hast du?
Brigitte. O du mein Gott! ’s ganze Dorf is in der Höh – das Unglück – dem Wurzelsepp sein alt Mütterl hat sich ins Wasser gstürzt und ist erst weit ober der Mühl tot herauszogn wordn!
Hell. Hat man auch alles versucht, sie ins Leben zurückzurufen? Ich will doch selbst –
Brigitte. Der Physikus is schon am Ort, alles habn s’ tan, frottiert, aderlassen; aber ’s hilft nix, das arme alte Leut bleibt tot. Der Wurzelsepp rennt wie narrisch im Ort herum.
Vorige. (Die Türe wird aufgerissen, in derselben erscheint bleich, verstört, mit wirrem Haar) Wurzelsepp.
Brigitte. O du mein! Da is er!
Sepp (tritt ein und sagt zu Brigitte tonlos). Allein will ich mitn Pfarrer reden.
Hell (zu Brigitte). Geh nur!
Brigitte. Aber, Hochwürden –
Hell. Geh, Brigitte, und laß uns allein!
Sepp und Hell. (Pause, während welcher Hell einen Stuhl faßt und ihn hinter Sepp rückt.)
Sepp (scheu). Ich dank, es tat sich net schicken, ich kann schon noch stehn. Ich wollt nur, ich könnt mich leichter mit dir reden.
Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2. Wien 1922, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Anzengrubers_s%C3%A4mtliche_Werke_II_077.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)