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Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2


Annerl. Rauf nit, tu mir’s z’ lieb und rauf nit!

Michel. Du bittst noch für sie? Grad drum soll’s ihnen nit gschenkt sein! – Aber weil du’s bist, weil du für sie bittst – du bettelst ’n Teufel leicht a arme Seel ab. (Zieht sie an sich.)


Vierte Szene

Vorige. Hell (tritt à tempo rasch ein, bleibt, wie er die Gruppe sieht, einen Moment stehen und kommt dann langsam nach dem Vordergrund, währenddem kleine Pause).


Annerl. Es war nix Unrechts, hochwürdiger Herr, wir haben uns versprochen.

Michel. Ja, alle zwei miteinander und ich schon gar!

Annerl. Es war a nix Unüberlegts!

Michel. Dös gwiß net, ich weiß, wie ich ihr hab zureden müssen.

Hell (schüttelt den Kopf). Du willst fort?! – Weißt du auch, daß ich das Vertrauen meiner Pfarrkinder eingebüßt habe, weißt du auch, daß sich alle von mir gewendet haben?

Annerl (nickt traurig).

Hell. Und doch?! Nun denn, wenn dieser Tag zu Ende geht, so kann ich mein Haupt mit dem Gedanken tief, tief in meine Polster bergen, daß ich keine einzige Seele, daß ich kein einziges Herz mehr zu verlieren habe! Wenn ich doch wüßte, womit ich das um euch verdient habe! Zwar mag es klug sein, von dem zu gehen, den alle meiden; nur dich, Anne, hätte ich nicht für so klug gehalten; und sei es, ich will dir nicht weh tun, du kennst mich ja nicht so lange, wie sie alle, die ich jahrlang geleitet, die ich zusammen

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2. Wien 1922, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Anzengrubers_s%C3%A4mtliche_Werke_II_074.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)