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Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2


Wirtin. Na, was denn?

Wirt. Na, so laß den Bubn nur Luft schöpfen!

Hansl (deutet nach rechts). Von da oben kommen die Altöttinger, die nach Matrei zur Volksversammlung ziehn; i hab’s gleich kennt an ihnere Kirchfahnen! Und von da auffa (zeigt nach links) kommen die Kirchfelder mit einer Hochzeitsmusik.

Wirtin. Die Kirchfelder? Ja, was tun denn die da, heirat leicht eine weg vom Ort?

Hansl (gewichtig). Alle zwei heiraten s’ außer ’s Ort!

Wirt. Dummer Bub, eins muß doch ins Ort ghörn!

Hansl (lacht). Leicht nöt!! Alle zwei ghörn s’ ins Ort.

Wirt. Du bist a Lapp, nachert brauchen s’ ja nit außerm Ort sich kopuliern z’ lassen!

Hansl (stemmt die Arme in die Seite, belehrend). Ja wohl, denn sie gehen aufs Bezirk und lassen sich dort kopuliern, weil die Braut lutherisch is. Wißt’s, es is a Zwifil-Ehe!

Wirt. Nöt möglich!

Hansl (beteuernd). Na, wenn ich’s sag, so is’s a Red! Der Talmüller-Loisl heirat die lutherische Bernbrunner-Franzl.

Wirtin. Da könnt man schon irr werdn, was s’ heuttags für neue Bräuch aufbringen!

Hansl (stößt den Wirt an). Voda, die Muada wird am Neuchen irrsinnig, das heißt man „reaktionnarrisch“.

Wirt. Jetzt werd i dir aber gleich, kecker Bub –

Forte. Musik.


Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2. Wien 1922, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Anzengrubers_s%C3%A4mtliche_Werke_II_023.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)