Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

alle Künste nach einander durch, so werden wir finden, daß alle nur auf das Schöne abzielen, und diesen zu erreichen sich zur höchsten Aufgabe machen.“

26. „Die Schönheit geht in der Meinung Aller so sehr allem Uebrigen vor, daß, während es, wie wir sehen, viele Dinge gibt, die insgemein selbst den löblichsten Eigenschaften, z. B. der Gerechtigkeit, Weisheit, Tapferkeit, vorgezogen zu werden pflegen, nur die Schönheit es ist, welche den Gegenständen, an denen sie erscheint, einen Werth gibt, der über Alles geht; wie denn auch im Gegentheile Nichts verachteter ist, als was der Schönheit entbehrt. Häßlich heißt Jeder, der nur nicht schön ist: als ob, wenn ihm die Schönheit mangelt, alle andern Vorzüge, die er etwa haben mag, nichts gälten.“

27. „Die unter Volksgewalt stehen oder Zwingherrn dienen, nennen wir Volksschmeichler, oder Tyrannenknechte: nur wer sich der Herrschaft des Schönen[1] zu eigen gegeben, den achten und bewundern wir; er heißt uns der Schönheit freithätiger Freund, und ist, sofern er allenthalben bemüht ist, das Schöne zur Erscheinung zu bringen, ein Wohlthäter der Menschheit. Da es nun etwas so Herrliches um das Schöne ist, da es zu den Wünschen eines Jeden gehört, sich dasselbe anzueignen, da wir es für einen Gewinn achten, der Schönheit dienen zu können; würden wir nicht mit Recht zu tadeln seyn, wenn wir auf diesen Gewinn, der uns zu Gebote steht, freiwillig verzichteten, und nicht


  1. Das nach sokratisch-platonischer Lehre auch das Sittlichgute in sich begreift.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1856. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1856.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)