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wollen, so bietet sie uns so viele Dinge dar, wovon jedes zuerst gesagt zu werden verdiente, daß es uns damit ergeht, wie mit den Blumen in einem blühenden Garten, wo wir deren immer schönere sehen und nicht wissen, welche wir zuerst pflücken sollen. Ich beschränke mich darauf, davon auszulesen, was ich ohne Tadel nicht übergehen zu können glaube, und dessen in aller Kürze zu erwähnen, um sowohl der Schönheit ihre Gebühr zu entrichten, als, indem ich Weitläufigkeit vermeide, auch euern Wünschen zu entsprechen.“

23. „Männer, die uns bloß durch Muth oder irgend eine andere Eigenschaft zu übertreffen scheinen, sind, wenn sie nicht durch unaufhörliche Wohlthaten uns nöthigen, ihnen zugethan zu seyn, vielmehr der Gegenstand unseres Neides, und wir sehen es sogar nicht ungerne, wenn es mit ihren Unternehmungen zuweilen nicht zum Besten von Statten geht. Den Schönen aber beneiden wir nicht nur nicht ihre Blüthe, sondern lassen uns gleich durch den ersten Anblick fesseln, lieben sie über Alles, und dienen ihnen wie höhern Wesen, wo und wie wir können, ohne Widerrede. Ja es macht uns größeres Vergnügen, einem reizenden Gebieter zu gehorchen, als selbst Denen zu gebieten, die es nicht sind, und wir wissen es ihm größeren Dank, wenn er uns recht Viel, als wenn er uns Nichts befiehlt.“

24. „Bei allen übrigen Gütern, die Gegenstände unseres Begehrens sind, ist es uns weiter um Nichts zu thun, als um ihren Besitz; haben wir sie, so sind wir befriedigt; allein der Schönheit können wir nie satt werden. Und wenn wir auch den Sohn der Aglaja [Nireus], der mit den Achäern gen Ilium zog, wenn wir den schönen Hyacinth oder den

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1854. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1854.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)