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dem mehr oder weniger Bedürfen für eine Bewandtniß hat, wenn Du Dich erinnern willst, daß die Kinder mehr bedürfen als die Erwachsenen, die Weiber mehr als die Männer, die Kranken mehr als die Gesunden, und daß überhaupt in allen Verhältnissen das Schwächere mehr Bedürfnisse hat, als das Stärkere. Dieß ist der Grund, warum die Götter gar Nichts, und Diejenigen, die ihnen am nächsten sind, am wenigsten bedürfen.

13. Oder bildest Du Dir etwa ein, Herkules, der herrlichste aller Menschen, der göttliche Mann, der mit Recht für einen Gott gehaltene Herkules sey aus Noth mit einer Löwenhaut auf dem nackten Leibe umhergezogen, und habe sich alle eure Bedürfnisse aus Armuth versagt? Noth konnte Den nicht bedrängen, der Andere aus ihren Nöthen gerissen hat: auch Armuth nicht, da ihm alle Länder und Meere unterthan waren. Denn wohin er kam in seinem Thatendrang, überwand er Alles, und bis zu seinem Abschiede aus der Welt fand er Keinen, der ihm gleich, geschweige überlegen gewesen wäre. Und er soll in dieser Tracht umhergegangen seyn, weil er nicht im Stande war, sich Kleider und Schuhe zu verschaffen? Nein, freiwillige Entbehrung und Strenge gegen sich selbst war’s; er wollte stark seyn und alles Wohlleben verachten. Und Theseus, sein Jünger, war er nicht König aller Athener und Sohn des Neptun, wie die Sage lautet, und der vornehmste Mann seiner Zeit?

14. Und gleichwohl zog es auch Dieser vor, unbeschuht und unbekleidet einherzugehen, und gefiel sich darin, Haar und Bart wachsen zu lassen. Und nicht nur ihm, sondern allen Helden des Alterthums gefiel es so: denn sie waren

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1808. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1808.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)