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und mit den Zügeln in den Händen Menschen, wie Maulesel, nach dieser oder jener Seite hin regiert. Und indem ihr dieß thut, werdet ihr von den Leuten glücklich gepriesen!

11. Wer ferner ein Thier, welches da ist, um gegessen zu werden, nicht bloß zur Nahrung, sondern künstlicher Weise auch zum Färben gebraucht, wie z. B. mit der Purpurschnecke geschieht, macht nicht auch Dieser von der göttlichen Einrichtung einen naturwidrigen Gebrauch?

Lycinus. Er thut recht daran: denn das Fleisch der Purpurschnecke kann eben so gut zum Färben als zur Speise dienen.

Cyniker. Aber sie ist nun einmal nicht dazu da. Denn so könnte Einer auch seinem Becher Gewalt anthun, und ihn statt eines Topfes brauchen, wiewohl der Becher nur dazu gemacht ist, ein Becher zu seyn. – Mit Einem Wort, die Zahl der Verkehrtheiten und Ungemächlichkeiten, welche sich die Menschen selbst geschaffen haben, ist zu groß, als daß wir alle namhaft machen könnten. Und Du willst mir noch Vorwürfe darüber machen, daß ich nicht Lust habe, daran Theil zu nehmen? Mein Leben ist gleich dem Benehmen jenes ehrbaren Gastes; ich esse, was vor mir liegt, was für mich paßt, was einfach und wohlfeil zu haben ist: nach jenem bunten und künstlichen Vielerlei gelüstet mich nicht.

12. Ich scheine Dir ein thierisches Leben zu führen, weil ich wenig bedarf und wenig genieße. Allein nach dieser Deiner Ansicht müßten ja die Götter noch übler daran seyn, als selbst die Thiere: denn sie bedürfen gar nichts. Du wirst am besten darüber ins Klare kommen, was es mit

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1807. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1807.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)