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Cyniker. Mit jenem gastfreien Wirth meine ich die Gottheit, welche uns so viel und so vielerlei, entsprechend den mannigfaltigsten Bedürfnissen, vorsetzt, das Eine für Gesunde, das Andere für Kranke, das Eine für Starke, das Andere für Schwache, nicht aber, damit wir Alle von Allem genießen sollen, sondern damit Jeder Dasjenige zunächst hätte und genöße, was seinem Bedürfnisse am meisten zusagt.

8. Ihr Anderen aber gleichet jenem Unmäßigen und Unersättlichen, der Alles an sich rafft. Indem ihr Alles genießen wollet, nicht nur, was in eurer Nähe ist, sondern was irgend sich findet, genügt euch weder euer Land noch euer Meer; sondern aus der fernsten Gegend erhandelt ihr eure Genüsse, und gebet jederzeit dem Ausländischen den Vorzug vor dem Einheimischen, dem Kostbaren vor dem Wohlfeilen, dem schwer zu bekommenden vor Dem, was leicht zu haben ist. Kurz, ihr wollet lieber Mühen und Ungemächlichkeiten haben, als leben ohne Ungemach. Denn alle diese vielfältigen und kostspieligen Zubereitungen zu eurem Wohlleben, womit ihr euch so viel wisset, wie viele Mühen und Verdrüßlichkeiten kosten sie euch? Betrachte dieses von aller Welt so emsig gesuchte Gold und Silber, diese prächtigen Palläste, diese reichen und künstlich gearbeiteten Gewänder; betrachte all dieses kostbare Geräthe der Ueppigkeit: mit wie vielem Ungemach muß es erkauft, wie viele Mühen und Gefahren müssen deßwegen bestanden, wie viel Blut vergossen, wie viele Menschenleben aufgeopfert werden? Nicht genug, daß so Manche auf Seefahrten zu Grunde gehen, oder über dem Aufsuchen und Bearbeiten dieser Dinge Beschwerden

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1805. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1805.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)