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3. Cyniker. Willst Du nicht etwa, weil wir nun doch auf diesen Punkt zu sprechen gekommen sind, daß wir etwas genauer darnach fragen, was man unter dürftig und genügend versteht?

Lycinus. Wie Du willst.

Cyniker. Was für eines Jeden Bedürfniß hinreicht, das ist für ihn genügend: nicht wahr?

Lycinus. So ist es.

Cyniker. Und dürftig ist, Wer weniger hat, als er braucht, oder zu dessen Bedarf das nicht hinreicht, was er hat?

Lycinus. Allerdings.

Cyniker. So bin ich also in keiner Hinsicht dürftig. Denn Was ich habe, ist gerade so viel, um mein Bedürfniß auszufüllen.

4. Lycinus. Wie habe ich Das zu verstehen?

Cyniker. So frage Dich einmal, wozu eine jede Sache, deren wir bedürfen, da ist. Zum Beispiel, eine Wohnung: nicht wahr, zur Bedeckung?

Lycinus. Versteht sich.

Cyniker. Und wozu die Kleider? wohl ebenfalls zur Bedeckung?

Lycinus. Nicht anders.

Cyniker. Und diese Bedeckung selbst, wozu haben wir sie denn vonnöthen? Wohl nur, damit sich das Bedeckte desto besser befinde?

Lycinus. So denke ich.

Cyniker. Befinden sich nun aber meine Füße schlimmer, als die anderer Leute?

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1801. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1801.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)