Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

– – – – aber sie, auch sterbend, trug
Doch große Sorge, hinzufallen, wie es ziemt.[1]

Dieß that ein Mädchen. Und Demosthenes wird ein ehrlos Leben einem ehrenvollen Tode vorziehen, und die Lehren Plato’s und Xenokrates von der Unsterblichkeit so gänzlich vergessen?“ Noch sprach er Manches und nicht ohne Bitterkeit gegen Diejenigen, welche sich ihres Glückes überheben. Allein – wozu dieses Alles jetzt? Genug, ich bat, ich drohte, ich mischte gute und rauhe Worte; da sagte er endlich: „Ich würde gehorchen, wenn ich Archias wäre: da ich aber nun einmal Demosthenes bin, so verüble mir’s nicht, mein Bester – die Natur hat mich nicht so schlecht geschaffen.“

48. Jetzt machte ich Miene, ihn mit Gewalt vom Altare wegreißen lassen zu wollen. Wie er dieß merkte, lachte er laut auf und sagte, indem er zum Gotte emporsah: „Wie es scheint, kennt Archias keine andere Macht und kein anderes Rettungsmittel für den Menschengeist, als Waffen, Schiffe, Wälle und Kriegsheere; meine Rüstung dagegen verachtet er, und doch wird sie gegen Illyrier, Triballer und Macedonier nicht zu Schanden werden, da sie noch unüberwindlicher ist, als jene hölzerne Mauer, zu welcher einst das Orakel, als zu einer unzerstörbaren Schutzwehr, gerathen hatte. Dieses einzige Verwahrungsmittel ließ mich während meines ganzen öffentlichen Lebens, und läßt mich auch jetzt von meinem Trotze gegen die Macedonier Nichts befürchten. So wenig mich je ein Eucremon und Aristogiton, ein Pytheas, Callimedon und selbst Philippus anfechten konnten, so wenig schreckt mich jetzt ein Archias.“


  1. Eurip. Hecuba. 530. f.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1783. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1783.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)