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theils aus seinem öffentlichen Leben unmittelbar kennen gelernt habe. Was ich aber an ihm bewunderte, war nicht blos, wie man vielleicht vermuthet, seine gewaltige Rednergabe, wenn gleich unser Python gar Nichts, und die übrigen Attischen Redner nur Kinder gegen ihn waren, wenn wir sie vergleichen mit seiner volltönenden Kraft, mit dem rythmischen Wohlklang seines Ausdrucks, der Bestimmtheit seiner Gedanken, dem bündigen Zusammenhang seiner Beweisführung, dem Treffenden und Zwingenden seiner Ueberredung. Damals hatten wir es sehr zu bereuen, daß wir die Griechen zu einem Congreß nach Athen eingeladen hatten, wo wir, im Vertrauen auf Python und seine Vorspiegelungen, die Athener ihres Unrechtes zu überführen hofften, wo wir aber dem Demosthenes in die Hände geriethen, dessen Beweisen und dessen überlegener Beredtsamkeit nicht beizukommen war.

33. Gleichwohl erschien mir dieses Rednertalent an ihm nicht als das Erste und Hauptsächlichste: vielmehr sah ich dann ein bloßes Werkzeug. Demosthenes selbst wars, was ich anstaunte, sein erhabener Geist, seine Weisheit, die Festigkeit, mit welcher sein Gemüth unter allen Stürmen und Wogen des Geschicks immer seine stete Richtung behauptete, und keinem noch so furchtbaren Andrange nachgab. Ich wußte, daß auch Philippus diese meine Ansicht von dem Manne hatte. Einst wurde von Athen aus berichtet, Demosthenes habe in einer Rede an das Volk den König heftig angegriffen. Parmenio ereiferte sich darüber, und ließ einige spöttische Bemerkungen über den Demagogen fallen. Aber Philippus entgegnete ihm: „Parmenio! Demosthenes hat ein Recht dazu, so frei von der Brust zu reden. Er ist der einzige

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1773. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1773.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)