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Eloquenz des Pericles dir zu einer Vergleichung, mit jener unzureichend erscheinen wird. Denn die Blitze und Donnerschläge in den Reden des Pericles,[1] das Stachelnde seiner Ueberredung kennen wir nur vom Hörensagen, wir lesen ihn nicht selbst: und so ist von seiner Beredtsamkeit außer unserer Vorstellung nichts Reelles übrig geblieben, an welches der kritische Maßstab der Nachwelt gelegt werden könnte. Hast du dir aber diese Seite an Demosthenes zu schildern gewählt, so mußt du dich entschließen, alles Uebrige, was an ihm zu loben ist, zu übergehen.

22. Willst du aber das Lob der Tugenden seines Charakters oder seiner vortrefflichen Staatsverwaltung zu deiner Aufgabe machen, so wird es auch hier gut seyn, nur eine einzelne Seite herauszuheben und dabei zu verweilen. Willst du aber recht freigebig seyn, nun so wähle zwei, höchstens drei seiner Eigenschaften, und du wirst hinreichenden Stoff für eine Rede haben. Denn jeder Zug an ihm ist groß und glänzend. Wenn wir sonach unseren Helden nicht nach seiner Ganzheit, sondern nach einzelnen Zügen schildern, so kommt uns Homer’s Brauch zu Statten, der ja auch oft das Lob seiner Heroen von einzelnen Theilen des Körpers entlehnt, von den Füßen, dem Kopfe, dem Haupthaar, zuweilen auch von Dingen, die sie an sich tragen, z. B. dem Schilde. Fanden es doch sogar die Götter nicht tadelnswerth, wenn die Dichter an ihnen nicht etwa einen körperlichen oder geistigen Vorzug, sondern Dinge, wie eine Spindel, eine Aegide, Pfeile und Bogen und dergleichen rühmten; da es ja doch


  1. Sie waren nicht geschrieben vorhanden.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1765. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1765.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)