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hatte, dem Homer, dessen Geburtstag heute ist, ein Product meiner Dichtkunst zu seinem Preise darzubringen.

Lycinus. Das ist schön von dir, daß du das Lehrgeld an deinen Meister auf diese Art zu entrichten suchst.

Thersagoras. Und wie ich einmal zu arbeiten angefangen hatte, vertiefte ich mich so, daß ich nicht merkte, schon in den Mittag hineingerathen zu seyn: es ist mir also wohl Bedürfniß, ein wenig umher zu gehen.

2. Wiewohl mein eigentliche Absicht war, Diesen hier zu begrüßen – indem er auf Homer’s Bildsäule wies, die, wie ihr wißt, rechts vom Tempel der Ptolemäer steht, und durch das lange lockigte Haupthaar bemerklich ist – zu ihm wollte ich mein Gebet verrichten, daß er mir die Gabe des Gesanges recht reichlich zutheilen möge.

Lycinus. Wenn es mit dem Bitten gethan wäre, so hätte ich meinerseits dem Demosthenes längst schon und unaufhörlich angelegen, mir auf seinen Geburtstag zu Etwas behülflich zu seyn. Nun denn, wenn du meinst, daß wir nur zu beten brauchen, so wollen wir unsere Wünsche vereinigen. Und halbpart alsdann den Gewinn!

Thersagoras. Was mich betrifft, so glaube ich Ursache zu haben, der Gunst Homer’s die Leichtigkeit zuzuschreiben, womit in dieser Nacht und diesen Morgen die poetischen Gedanken mir zuströmten. Ich fühlte mich in der That göttlich begeistert, von wahrer dichterischer Wuth ergriffen. Du sollst selbst urtheilen. Denn absichtlich habe ich meine Handschrift zu mir gesteckt, auf den Fall, daß ich irgend einen meiner Freunde träfe, der Zeit hätte, mich anzuhören:

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1753. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1753.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)