Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

31. Das Innere des Tempels bildet nicht ein Ganzes: sondern es ist von demselben ein zweiter Raum abgetheilt, wiewohl nicht durch Thüren von dem ersten gesondert, sondern nach vorn ganz offen, in welchen man ein paar Stufen hinaufsteigt. In den vordern, großen Raum des Tempels darf Jedermann eintreten: in die zweite Abtheilung aber nur die Priester, und nicht einmal alle Priester, sondern nur Diejenigen unter ihnen, welche der Gottheit am nächsten stehen, und denen der gesammte heilige Dienst obliegt. In diesem Raume stehen die Bilder der Götter, die Juno nämlich, und ein Gott, der kein anderer als Jupiter ist, wiewohl sie ihm einen anderen Namen geben. Beide sind von Gold, und Beide sind sitzend vorgestellt, die Juno von Löwen gezogen, der Gott aber von Stieren. Und dieses Gottes Bild deutet völlig auf Jupiter, nach Haupt, Bekleidung und Stellung, so daß man ihn, auch wenn man wollte, mit keinem Anderen vergleichen könnte.

32. Allein diese Juno zeigt, wenn man sie näher betrachtet, ein Mannichfaltiges in ihrer Gestaltung. Im Ganzen zwar ist sie unstreitig die Juno: sie hat aber auch Etwas von der Minerva, der Venus, der Luna, der Rhea, der Diana, der Nemesis und den Parcen. In der einen Hand hält sie ein Scepter, in der anderen eine Spindel. Auf dem Haupte hat sie Strahlen und einen Thurm, und um den Leib einen Gürtel, womit man sonst nur die Venus Urania schmückt. Außerdem trägt sie goldenen Schmuck aller Art an sich, und die kostbarsten Edelsteine, theils weiße oder wasserblaue, theils feuerfarbene: auch sind darunter viele Sardonyche, Hyacinthe und Smaragde, so ihr von Aegyptiern,

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1741. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1741.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)