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Abendmahlzeit geendet hatten, begab sie sich in die Gemächer, in welchen Combabus die Nacht zuzubringen pflegte, gestand ihm ihre Liebe und umfaßte seine Kniee unter den flehentlichsten Bitten. Combabus aber nahm ihre Worte sehr unfreundlich auf, schlug ihr die Sache ab, und machte ihr Vorwürfe wegen ihrer Betrunkenheit. Da sie aber drohte, sich ein schweres Leid anzuthun, gerieth er in Furcht, und eröffnete ihr den Grund seiner Weigerung, indem er ihr erzählte, was er an sich selbst vorgenommen, und sie endlich von der Wahrheit durch den Augenschein überzeugte. Wie nun Stratonice wirklich sah, was sie nie geglaubt hätte, war sie zwar von der Raserei ihrer Leidenschaft geheilt, ihrer Liebe aber entsagte sie darum keineswegs, sondern lebte von jetzt an unzertrennlich mit ihm, um sich dadurch wenigstens einigen Ersatz für ihr unbefriedigtes Verlangen zu verschaffen. Und diese Art von Liebe kam in Gebrauch in der heiligen Stadt, und findet sich jetzt noch daselbst. Die Frauen sind mit besonderem Verlangen den verschnittenen Priestern zugethan, und diese Gallen hegen hinwiederum eine heftige Leidenschaft gegen die Frauen. Niemand aber verargt ihnen Solches aus Eifersucht; sondern sie sehen dort etwas Heiliges in dieser Liebe.

23. Dem Könige aber blieb keineswegs verborgen, was mit Stratonice in Hierapolis vorging, sondern es kamen nicht wenige Leute an, die sie bei ihm verklagten und ihm Alles hinterbrachten. Darüber höchlich aufgebracht, berief er, bevor noch das Werk vollendet war, den Combabus zurück. Andere erzählen, was nicht wahr ist, Stratonice selbst habe, da sie ihre Bitte nicht gewährt sah, den Combabus

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1734. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1734.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)