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19. Besagte Stratonice hatte aber, da sie noch mit ihrem ersten Gemahle lebte, einen Traum gehabt, und es war ihr gewesen, als ob sie von der Juno Befehl erhielte, ihr einen Tempel in der heiligen Stadt zu errichten. Wofern sie nicht gehorchen würde, so bedrohte sie die Göttin mit vielem Ungemach. Sie aber kehrte sich im Anfange nicht an dieses Gebot. Nachmals aber, da sie in eine schwere Krankheit verfiel, erzählte sie ihrem Manne das Traumgesicht’, und beschloß, um die Juno zu versöhnen, des Tempels Bau. Und alsbald ward sie gesund, und der König, ihr Gemahl, sandte sie in die heilige Stadt mit vielem Geld und vielem Kriegsvolk, theils zur Bauarbeit, theils der Sicherheit wegen. Er berief aber Einen seiner Freunde zu sich, einen Jüngling von großer Schönheit, deß Name war Combabus. Zu Diesem sprach er: „Du bist mir, mein Combabus, deiner Rechtschaffenheit wegen vor allen meinen Freunden lieb und werth, und ich lobe dich gar sehr um der Klugheit und Ergebenheit willen, so du gegen mich bewiesen. Nunmehr aber bedarf ich eines Mannes von großer Treue. Darum ist mein Wille, daß du meine Gemahlin begleitest, das Kriegsheer befehligest, und den Tempelbau und dessen Einweihung besorgen mögest. Bei deiner Zurückkunft aber soll dir von mir große Ehre wiederfahren.“ Auf dieses lag ihm Combabus mit Bitten flehentlich an, ihn nicht auszusenden, und ihm nicht ein Geschäft, dem er bei Weitem nicht gewachsen wäre, anzuvertrauen. Er fürchtete aber, der König möchte in der Folge auf ihn eifersüchtig werden um der Stratonice willen, mit welcher er allein von dannen ziehen sollte.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1731. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1731.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)