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eine andere, um Vieles wahrscheinlichere Ursache gehört habe.

16. Mir gefällt nämlich, was von diesem Heiligthum Andere in großer Uebereinstimmung mit den Griechen sagen, indem sie die Göttin für die Juno, und den Tempel für ein Werk des Bacchus, Sohnes der Semele, halten. Denn Bacchus war auf seinem Zuge aus Aethiopien auch nach Syrien gekommen, und noch finden sich in dem Tempel viele Denkzeichen des Stifters Bacchus: darunter Asiatische Gewänder, Indische Edelsteine, und Elephantenzähne, so Bacchus aus Aethiopien mitgebracht. Auch stehen vor der Tempelpforte zwei gewaltige Phallen [männliche Geschlechtszeichen] aufgerichtet, auf welchen die Inschrift eingegraben ist: Diese Phallen habe ich, Bacchus, meiner Stiefmutter Juno gewidmet. Zwar genügt mir schon Dieses. Ich will aber noch Etwas anführen, was in diesem Tempel zum geheimen Dienste des Bacchus gehört. Auch die Griechen richten dem Bacchus Phallen auf. Unter diesen haben sie eine ganz besondere Gattung, kleine aus Holz geschnitzte Männchen mit ungemein großen Schamgliedern Neurospasten[1] genannt. Nun ist auch hier ein solches, rechts in der Tempelhalle, zu sehen. Es ist ein kleiner sitzender Mann aus Erz mit einem großen Gliede.

17. Diese Sagen melden sie hier in Ansehung der Stifter dieses Heiligthums. Nun aber will ich reden von dem Tempel selbst, und wie und von Wem er aufgeführt worden


  1. Eine Art Marionetten, die mit Saiten oder Fäden (Neuron) gezogen (span) und in Bewegung gesetzt wurden.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1728. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1728.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)