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und sein Blut, das in den Fluß rinnt, färbt dessen Wasser, woher der Fluß auch seinen Namen trage. Solches ist die gemeine Sage zu Byblus. Mir aber hat ein byblischer Mann, der mir die Wahrheit zu sagen schien, eine andere Ursache dieser Erscheinung kund gethan. Er sprach aber zu mir, wie folgt: „Der Fluß Adonis,“ mein Fremdling, „strömt durch das Gebirge Libanus. Dieses Gebirge aber hat ein sehr röthliches Erdreich. Die heftigen Stürme nun, welche an jenen Tagen dort herrschen, führen den mennigrothen Staub in den Fluß, und geben ihm die blutige Farbe. So ist also nicht das Blut die Ursache dieser Erscheinung, wie die Leute sagen, sondern der Boden.“ So lautete die Aussage des Bybliers. Wenn er aber hierin untrüglich gesprochen, so scheint mir auch schon das Zusammentreffen dieser Stürme gar sehr von göttlicher Veranstaltung zu zeugen.

9. Von Byblus aus begab ich mich auf eine Tagreise weit in die Gebirgsgegend des Libanus, weil ich in Erfahrung gebracht hatte, daß daselbst ein alter Tempel der Venus befindlich sey, welchen Cinyras erbaut habe. Ich sah ihn und fand ihn sehr alt. Dieses sind die wichtigsten Heiligthümer Syriens aus alten Zeit.

10. Unter allen diesen aber dünkt mich keines wichtiger als das in der heiligen Stadt, auch kein anderer Tempel ehrwürdiger, noch irgend ein ander Land heiliger, denn dieses. Auch sind in demselben kostbare Kunstwerke, uralte Weihgeschenke, viele Wunder, geschnitzte, leibhafte Ebenbilder der Götter, und die Götter erscheinen ihnen dort ganz sichtbarlich. Denn diese Bilder schwitzen sogar, bewegen sich,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1723. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1723.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)