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mache mir Nichts daraus, stehend zu essen, oder im Saale dabei herumzugehen: und sollte ich müde seyn, so breite ich meinen Mantel auf die Erde und lege mich darauf, den Kopf auf den Ellenbogen gestützt, wie sie den Hercules malen.“ – „Wie es dir beliebt“, versetzte Aristäus. Und nun ging der Mann an den Tischen herum und fütterte sich, indem er immer, wie die Scythen, der besten Waide nachzog, und die auftragenden Bedienten auf allen Schritten verfolgte.

14. Aber indem er sich so waidlich belieben ließ, war er keineswegs müßig, sondern predigte zwischenein ein Langes und Breites von Tugend und Laster, und machte seine satyrischen Ausfälle auf das viele Gold und Silber. Den Aristänet fragte er unter Anderem, was er denn mit den vielen und kostbaren goldenen Pocalen wolle, da ja thönerne Becher die nämlichen Dienste thun? Um dem lästigen Schwätzer das Maul zu stopfen, gab Aristänetus einem Bedienten den Wink, einen mächtigen Humpen mit ungemischtem starkem Wein zu füllen und ihm zu reichen. Aristänet, der ein vortreffliches Mittel ersonnen zu haben glaubte, ahnte nicht, zu wie vielem Unheil dieser Humpen Anlaß geben sollte. Alcidamas empfing ihn, schwieg eine Zeitlang, und legte sich, wie er gedroht hatte, halbnackt auf den Boden, indem er den Ellenbogen aufstemmte und den Pocal in der Rechten hielt, gerade wie die Maler den Hercules in der Höhle des Pholus[1] darzustellen pflegen.

15. Unterdessen ging der Becher auch bei den Uebrigen fleißig in die Runde: man trank sich Gesundheiten zu, die


  1. Apollodor II, 4, 4.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1699. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1699.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)